Swiss ECO Cup oder eine Reise in den Süden

Text Hans Büscher, Fotos von Monika Zwygart und Hans Büscher
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Die Reise in den Süden begann schon eine Woche vorher mit dem Freundschaftswettbewerb am 12. + 13. September 1998 in Siegen. Hier trafen sich 12 ECO Fahrer. Jörg Mrkwitschka lief wieder zur Höchstform auf, denn er gewann diesen Wettbewerb mit 59 Runden. Mit 55 Runden, also vier Runden weniger kam ich auf Platz zwei (deprimierend). Da der Kurs in einem Naturfreibad liegt, das Naviga Dreieck wohl paßt, aber aufgrund der geringen Ausweichfläche an den Bojen die ECO-Fahrer Platzprobleme bekamen, wurden die Gruppen nur mit maximal 4 Fahrern belegt. Der Kurs in Siegen ist etwas besonderes, denn er ist mit Seilen ca. 1 Meter über der Wasseroberfläche gespannt und die Bojen hängen von oben mit Stangen (wegen der Stabilität) im Wasser. Auch bei diesen Wettbewerb wurde wie in Mönchengladbach einzeln gestartet. Mit dem Wetter hatten wir an diesem Sonntag Glück, denn es regnete fast nicht. So konnten auch die anderen Klassen ihren Wettbewerb fahren (F4A Junioren und Senioren). Insgesamt waren über 50 Fahrer zu dieser Traditionsregatta der IGS Siegerland gekommen.

Der Montag wurde zum Basteln und Zusammenpacken der Sachen genutzt. Am Dienstag vormittag fuhren Jörg und ich dann endlich in Richtung Schweiz. Auf der Fahrt wurde natürlich viel über ECO geredet. Da wir gehört hatten, daß die Schweizer ECO-Fahrer noch nicht an die hohen Rundenzahlen der deutschen Fahrer kommen sollten, überlegten wir uns eine Strategie, daß wir nicht mit einem zu großen Vorsprung gewinnen wollten (aber es sollte ganz anders kommen)!

Wir kamen bei Sonnenschein in Spiez an und die Aussicht auf die Alpen war atemberaubend. Als Ostfriese, der nur das flache Land kennt, ist er schon gewaltig, dieser Ausblick auf  die Berge mit  4000 m und mehr! Die Schneefallgrenze war am Wochenende gesunken und lag jetzt bei 1600 m. Die meisten Berge hatten weiße Kappen. Ein phantastisches Bild bot sich uns.

In den nächsten Tagen hatten wir viel Zeit, um uns das alles anzusehen. Thun, Interlaken und natürlich die Berge Jungfrau, Mönch und Eiger. Leider kamen wir es erst an einem Nachmittag zur Eigernordwand und die Zeit war zu knapp, um hier noch etwas zu unternehmen. Wir zogen es vor, in Grindelwald eine Kaffeepause zu machen. Es war keine Saison, so daß es ohne Probleme einen Parkplatz für das Auto und Platz im Café gab. Die Wirtsleute hatten sogar Zeit, sich mit uns zu unterhalten. Es war natürlich klar, daß wir schnell auf das Thema Modellrennboote kamen, denn zum Wandern hatten wir wohl nicht das richtige Schuhwerk an.

An den Abenden waren wir des öfteren eingeladen und lernten so die Schweizer Gastfreundschaft kennen. Das Hauptthema war natürlich ECO. Monika und Peter Zwygart, die dieses Wochenende für den Swiss ECO Cup 98 organisierten, hatten sich die größte Mühe gegeben, Jörg und mir diese Tage in Spiez kurzweilig zu gestalten. Ein ganz großes Dankeschön dafür noch an die beiden.

Am Freitagmittag fuhren wir zum Campingplatz Bettlereiche in Gwatt, um uns das Gewässer anzusehen und eventuell auch schon einmal zu trainieren. Für diejenigen, die auch einmal dort- hin möchten, kann dieser Platz nur empfohlen werden. Es ist ein 4-Sterne Campingplatz mit allem Komfort. Zu diesem Campingplatz gehört auch ein Younotent-Modulhotel, d.h. Hotelröhren mit Dusche und WC. Das Younotent wirbt mit dem Slogan „Schlafen in der Tube“ und so sieht es auch aus. Das Essen im Campingplatz-Restaurant war sehr gut und preiswert.
 

Schlafen in der Tube
 
So können auch Hotels aussehen

Da der Kurs über Nacht nicht aufgebaut bleiben konnte, mußte er jedesmal, wenn gefahren wurde, neu gesetzt werden. Zu unserem Erstaunen wurden alle Bojen ohne Boot gesetzt und nur zwei Personen waren dafür nötig! Georg Humbel sen. hatte sich dieses System ausgedacht. Die Wassertiefe an der oberen Boje betrug ca. einen Meter und an den vorderen Bojen nur einen halben Meter.

Jetzt dachten wir zum ersten Mal daran, daß es beim Fahren Probleme geben könnte, aber unsere Taktik stand ja fest. Diese Taktik war, am nächsten Tag zunächst mit unseren Standard-Booten zu fahren. Die ersten Testfahrten von heute bestätigten uns auch noch darin, da die Boote sehr unruhig im Wasser lagen. Dieses war auf die langen Wellen und die geringe Bodentiefe zurückzuführen. Manchmal kamen auch ganz lange und große Wellen dazu von den Ausflugsdampfern, die auf dem Thunersee fuhren und dann war Wellenreiten angesagt.

Nach mehreren Trainingsläufen stellten wir fest, daß wir es mit sehr hartem Wasser zu tun hatten und unsere Boote zu aggressiv eingestellt waren. Nachdem wir das dann einigermaßen in den Griff bekommen hatten oder meinten im Griff zu haben, kamen wir dann endgültig zu dem Schluß, das unsere Taktik optimal sein müßte. Den heutigen Abend ließen wir ruhig aus- klingen und gingen ausnahmsweise mal früh schlafen, denn wir wollten fit sein für den Samstag.

Am ersten Wettbewerbstag (19. September) waren 24 Schweizer Fahrer und 10 Deutsche Fahrer am Start. Da dies der letzte Lauf für den Swiss ECO Cup 98 war, wurden die deutschen Fahrer in zwei separate Gruppen eingeteilt und auch gewertet denn wir sollten und wollten keine Wettbewerbsverzehrung. Für jeden Lauf waren 5+10 Minuten vorgesehen. Die Rennleitung arbeitete perfekt und dadurch gab es im Zeitablauf an beiden Tagen keine Probleme. Für jeden Fahrer wurde ein Rundenzähler abgestellt. Bei der Rundenzählung half der ganze Verein mit, durch dieses Miteinander kommt es zu einem großes Gemeinschaftsgefühl, daß den Verein stärkt. Es ist keine reine Männersache mehr, weil auch die Frauen eingebunden sind. Selbst die Kinder werden durch diese starke Einbindung sehr früh an Modellrennboote herangeführt. Ich konnte an diesem Wochenende des öfteren zwei und mehr Starter aus einer Familie sehen.

Wir deutschen Fahrer mußten uns bezüglich des Ablaufs ein wenig umstellen, denn wenn wir eine der Boje verpaßten, durften wir keine Schleife drehen, sondern es gab eine Runde Abzug. An diese Regelung mußten wir uns erst gewöhnen. Diese Regelung wäre auch etwas für den Nauticus.

Für diesen Samstag waren drei Läufe mit zwei Pausen vorgesehen. In den Pausen konnte am gemeinsamen Mittagessen teilgenommen werden und es konnte trainiert werden, soviel man wollte.

Nach dem ersten Lauf machten Jörg und ich lange Gesichter, wir lagen zwar vorne in der Wertung, aber einen wesentlichen Abstand zu den anderen Fahrern gab es nicht. Alle Fahrer hatten mit dem Wind und den Wellen zu kämpfen. Jetzt wollten wir es wissen und fuhren ab sofort nur noch mit den Expert-Booten weiter. Nach den nächsten beiden Läufen lagen wir zwar immer noch vorne, aber der Abstand zu den anderen Fahren wurde nicht größer. Wir mußten zugeben, daß wir mit diesem Wellengang nicht zurecht kamen. Unsere Strategie, es langsam angehen zu lassen, war nach dem ersten Lauf schon über den Haufen geworfen. Wir mußten nun aufpassen, daß wir uns nicht blamierten.

Am Samstagabend gab es ein gemeinsames Abendessen für alle Teilnehmer und Angehörige. Zu später Stunde konnte, wer wollte, noch seinen Motor testen lassen, ob die Leistung okay war und die Akkus wurden durch gecheckt, wieviel Zeit bei einer Belastung von 20 Ampere zur Verfügung standen. Beide Möglichkeiten wurden rege genutzt, so daß es eine lange Nacht wurde. Das ganze fand im Restaurant des Campingplatzes statt.
 

Der Motorprüfstand von Georg Humbel
 
Das Abendessen war fast unwichtig

Hans-Dieter Stengel hatte an diesem Wochenende seinen ersten öffentlichen Auftritt mit seinem Boot. Gut 90 Fotos hatte Hans–Dieter von Jörgs Boot gemacht und danach seinen Flunder gebaut. Noch flacher und nach vorne hin breiter war es geworden. An diesem Wochenende konnte es jedoch noch nicht so recht überzeugen, denn mit anderen Booten zusammen auf dem Wasser mußte noch sehr viel Abstimmungsarbeit geleistet werden.

Am Sonntag waren noch zwei Läufe vorgesehen. Auch an diesem Tag waren Pausen zwischen den Läufen angesagt, so daß wir wieder experimentieren konnten mit unseren Booten. Hierbei sei zu bemerken, daß das Boot von Jörg nicht nur gut auf dem Wasser fährt, sondern auch unter Wasser! Nach einer gekonnten Sprungeinlage tauchte das Boot ungewollt ab und fuhr dann ca. 8 Meter wie an einer Schnur gezogen parallel zur Wasseroberfläche dahin, bevor es wieder wie durch Geisterhand gesteuert nach oben kam. Das ganze war vom Ufer aus gut zu beobachten, weil das Wasser sehr klar war. Ein Sonderapplaus war ihm sicher, auch wenn dieser Showact nicht gewollt war.

Den letzten Wertungslauf und damit den Swiss Cup 98 konnte Peter Zwygart mit 52 Runden gewinnen. Der Swiss Cup hat im Vergleich zur Deutschen Meisterschaft insgesamt 6 Wertungsläufe.

Eine Runde mehr als Peter Zwygart hatte Jörg Mrkwitschka gefahren und somit den Wettbewerb der deutschen Gruppe gewonnen.
 
 

Startplatz, jeder Fahrer hatte einen Zähler
Zuschauer im Gegenlicht
Der Thunersee
Gruppenbild mit allen Teilnehmern
Fotos vom Wettbewerb September 1998 am Thunersee

Zum Boot von Peter ist noch zu bemerken, daß es 1,2 kg wiegt und bei diesen Wasserverhältnissen auch seine Trimmklappen voll zum Einsatz kamen. Dadurch lag sein Boot auch am besten von allen.

Zur Siegerehrung waren alle Fahrer noch anwesend, so daß ein Gruppenfoto gemacht werden konnte. Diese Fotoaktion ist schon Tradition im Swiss Cup.

Die Rückreise hatten wir erst für den Montag vorgesehen. Wir waren nicht nur morgens beim Aufbau die ersten, sondern auch beim Abbau die letzten. Das ist bei Jörg und mir schon Tradition.

Ein wichtiges Thema auf der Rückfahrt war, wie machen wir es in Deutschland das auch wir viele ECO-Rennen unter einen Hut bekommen. Der IDC (Internationale Deutschland-Cup für ECO Fahrer) wurde ins Leben gerufen.

Insgesamt hat jeder von uns beiden an diesem Wochenende rund 18mal sein ECO-Boot zum Fahren gebracht. Das wir so oft fahren würden, hatten wir nicht vorher nicht gedacht. Der Fahrspaß stand hier absolut an erster Stelle. Wenn wir das Wochenende davor in Siegen noch mitzählen, sind wir sogar 24 mal gefahren.

Für uns war dieser Wettbewerb in der Schweiz ein ganz toller Saisonabschluß. Für das Jahr 1999 wird viel vorzubereiten sein, denn in die ECO-Szene wird Bewegung kommen unteranderem mit ECO Team und ECO II

Ergebnisse:

Letzte Änderungen: 11.07.2006 
   
© Jörg Mrkwitschka 
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